St. Galler Tagblatt, 29. Dezember 2006 (siehe auch Archiv, St. Galler Tagblatt)
Es sind schon verschiedene Artikel über mich und meine Arbeit erschienen, aber dieser da ist bis jetzt eindeutig (immer noch) der beste: Gerade für diejenigen, die sich über Sinn, Zweck, Nutzen einer ganzheitlichen Numerologie nicht viel vorstellen können, ist der folgende Bericht ein schöner Beitrag, um diese Lehre bekannter zu machen :-).
Lebenshilfe aus Zahlen
Warum müssen es immer die Astrologen sein zu Silvester? Es gibt noch andere Richtwerte als die Sternenkonstellation zur Zeit der Geburt. Zum Beispiel die Zahlenkombination des Datums. Zu Besuch beim St. Galler Numerologen Peter Schneider.
Wo andere Stiche von historischen Stadtansichten oder eine Rosina Wachtmeister hängen haben, ist bei ihm ein grosses Blatt mit einer fetten 131 an die Wand geheftet. Natürlich gibt es auch andere Gegenstände in seiner Wohnung, etwa die filigranen Objekte aus geschnitzten Ästen, selber gemacht, und anderes mehr. Aber es ist unverkennbar: Peter Schneider hats mit den Zahlen. Die 131 ist seine Berufungszahl.
Für ihn sind Zahlen mehr als das Hilfsmittel zum Zählen, mehr als blosse Antworten auf die Fragen wie viel oder wann. Die ordnende Kraft der Zahlen reicht für ihn tiefer, weiter ins Leben hinein, und deshalb rät er auch zu den Zahlenbildern: Eine auf A0 vergrösserte und an die Wand gehängte Zahl könne eine Wirkung erzielen und also «für schützende, anregende, therapeutische Zwecke» eingesetzt werden. «Im Universum steht hinter jeder Zahl eine Kraft, eine Energie, die genutzt werden kann.»
Uraltes Wissen
Die Ahnung einer tieferen Bedeutung hinter den Zahlen ist alt, «das gab es schon immer, ich bin also nicht einer, der da selber etwas erfunden hat», sagt er. Die Zahlenkenntnisse des Pythagoras seien nicht nur mathematischer Art gewesen, Zahlen seien in allen alten Kulturen, im Altgriechischen, Altägyptischen, Althebräischen, von Bedeutung gewesen. Schneider selber ist vor rund sechzehn Jahren auf die Zahlen gekommen, nach einem Besuch beim Basler Numerologen Fritz Guggisberg.
Ganz unvorbelastet war er nicht, was verborgene Kräfte anbelangt. Sein Vater Alex Schneider war Physikprofessor an der Kantonsschule St. Gallen – und gilt als Kapazität in Sachen Parapsychologie. Er war 1983 Mitbegründer der Basler Psi-Tage und ist bis heute deren Präsident. Des Sohnes Besuch bei Guggisberg schlug ein wie eine Bombe. Wie ein Studium habe er darauf die Zahlenlehre betrieben, x-mal sei er zu Guggisberg gefahren. 1995 bot er erstmals selber Beratungen und Seminare an, seit November dieses Jahres gibt er an der Migros Klubschule St. Gallen einen Einsteigerkurs in Numerologie, im Februar beginnt ein zweiter, im März ein Fortsetzungskurs.
Nichts Magisches
Dabei ist es Schneider ein Anliegen, die Zahlenlehre zu entmystifizieren. «Das ist nichts Esoterisches, Abgehobenes, Magisches. Es sind Gesetzmässigkeiten. Die kann man nutzen, es braucht einfach etwas Übung, wie bei einem Musikinstrument», sagt er. Am liebsten legt er gleich konkret los, weil er damit auch den grössten Skeptiker überzeugen könne: «Aufgrund der Zahlenergebnisse muss er sich eingestehen: Ja, das geht in die Richtung, die ich kenne.»
Und so analysiert der Meister, wie aus dem Stand heraus, will es scheinen. Erzählt von der Vier und der Fünf, die Zahlen mit Struktur und Ordnung seien und für Beständigkeit und Festigkeit stünden. Oder von der Null, die das Unendliche, Unfassbare, Unbegrenzte verkörpere, als Wachmacherprinzip aber auch für Veränderung stehe. Wer eine Null in der Jahrzahl habe, müsse Veränderungen zulassen. Tue er das nicht, so könnten Zwangsveränderungen die Folge sein. «Mein Rat deshalb: Menschen mit 0 im Datum sollten elastisch, beweglich sein.»
Die Aufschlüsselung der Tage
Solche verknappenden Aussagen mögen täuschen: Schneider ist nicht der Instant-Prophet, der aus den Zahlen griffige Prognosen liest wie aus dem Kaffeesatz. Auf unsere Aufgabe, die Geburtsdaten von drei Schweizer Prominenten zu analysieren (wer sich hinter den Daten verbarg, wusste er nicht), schickte er ein Dossier von 13 A4-Seiten zurück (siehe Kasten). Prognosen für die Zukunft macht er nicht, er sage niemandem, «an dem und dem Tag triffst du deinen Partner». Die Zukunft, sagt er lakonisch, «schreibt sich jeden Tag neu.»
Was Schneider mit seiner Zahlenlehre kann und will: Etwas aussagen über die Energien und Kräfte bestimmter Tage. Zum Beispiel von geplanten Hochzeitstagen. Oder eben Geburtstagen. Wie ein Tagesstempel prägten sich die Kräfte und Gegebenheiten des Geburtstages ein, Schneider spricht von einer «gigantischen Aufschlüsselung des Tages» anhand der Zahlen. Daraus ergibt sich eine komplexe Grafik aus Zahlenreihen, es entsteht ein Geistbild, ein Seelenbild, ein Körperbild. «Eine ganzheitliche Lehre muss das haben, sonst ist sie nicht vollständig.»
Zahlen als Wegbegleiter
Die Zahlenlehre ist für Schneider denn auch nicht Prophezeiung, sondern Wegbegleiter und Orientierungshilfe. Sie masst sich nicht an, zu sagen, wie ein Mensch ist, sondern welche Anlagen er hat, welche Aufgaben ihm im Leben gestellt werden. «Die Tagesprägung löst viele Aufgaben aus, die der Betreffende machen muss, um sich voll zu entfalten, um seinen Lebenszielen möglichst nahe zu kommen. Wenn er sich den Aufgaben nicht stellt, sieht man meistens am Körperbild, wo es zwicken wird», sagt Schneider.
So sagt er aufgrund der Geburtszahlen, dass bei Zweiern und Fünfern der Ernährung und Verdauung besondere Beachtung geschenkt werden solle, dass Siebner und Nuller, die sich zu wenig bewegen und die Bein- und Fussarbeit vernachlässigen, sich nicht zu wundern bräuchten, wenn sie später Probleme mit der Durchblutung in Beinen und Füssen bekämen. Aber nochmals: So simpel, wie das klingt, ist es nicht, aus den maximal acht Ziffern eines Datums leitet Schneider eine Fülle von relevanten Zahlen ab, die im Geist-, Seelen- und Körperbild auch visuell dargestellt werden.
Verdrängen oder beachten?
Es geht also nicht um eine abschliessende Charakterisierung, nicht um ein «So bist du», sondern darum, aufzuzeigen, was alles getan werden könnte. Damit entschärft Schneider die am meisten geäusserte Feststellung, dass also alle am gleichen Tag Geborenen den gleichen Charakter haben müssten. «Natürlich ist es begreiflich, wenn nicht alle Menschen, die z. B. am 1.11.1956 geboren sind, souveräne, eigenständige Persönlichkeiten darstellen, nein, es kommt halt ganz darauf an, wie der Seelen-Ursprung ist, wie sie aufgewachsen sind, in welchem Land, welche Umgebung, welche Bekanntschaften mitspielen usw.» Kurz gesagt: Entscheidend ist, was man mit der Tagesprägung macht. Sie nicht zu verdrängen, sondern Ernst zu nehmen, ist für den Numerologen der Schlüssel zu einem erfüllten Leben.
Breiter Anwendungsbereich
Das macht Schneider mit dem Namen seiner Homepage deutlich. Sie heisst www.lebensgestaltung.ch. «17 Vorteile, sich mit Zahlen zu beschäftigen», so heisst eine Publikation, daraus zählt er auf: Das System helfe, sich selber mit seinen Stärken, seinem Potenzial, seinen Verhaltensmustern besser kennen zu lernen – und es helfe, die Umgebung und die Reaktionen anderer besser zu verstehen. Erkenntnisse aus der Zahlenlehre könnten weiter genutzt werden für die gesundheitliche Prävention, und sie seien bei Stellenausschreibungen «mindestens so hilfreich wie die Grafologie, um Möglichkeiten und Stärken eines Kandidaten aufzuzeigen».
Den Menschen Möglichkeiten aufzeigen, die ihnen aufgrund von Zahlenkonstellationen entsprechen, das will Schneider. Ohne Mystik, ohne Esoterik. Dass jede Zahl eine Schöpfungs-Information hat, eine Kraft, eine Energie, eine Schwingung, das ist für ihn nicht Glaubenssache, sondern Fakt. Entsprechend nüchtern nennt er sich Bewusstseinslehrer.
Beda Hanimann